Bemerkenswert, dass ein Bootsbaubetrieb mit über 100 Jahren Tradition sich mit einer Konstruktionsklasse mit über 100-jähriger Geschichte auseinandersetzt.
„Ja“, lacht Hermann Steiner sen., „dass eine Familie über 5 Generationen in ihrem Betrieb operativ tätig ist, kommt nicht mehr häufig vor. Genauso wenig, dass es in einer seit mehr als 100 Jahren bestehenden Konstruktionsklasse noch immer Neubauten und neue Konstruktionen gibt.“
Beides hat zusammengefunden bei Überlegungen, wie ein Daysailer aussehen könnte, der folgendes Anforderungsprofil erfüllt:
Exzellente Segeleigenschaften
Sowohl auf Binnengewässern als auch an der Küste segelbar – und damit, ein geeignetes Zugfahrzeug vorausgesetzt, auch trailerbar
Bequemes Übernachten für 2 Personen am Wochenende. Bei Bedarf aber auch Schlafmöglichkeit für weitere Personen vorhanden, beziehungsweise einfaches „Bordleben“ für ein paar weitere Tage möglich
Sicherheit und leichte Handhabbarkeit
Ästhetisch ansprechend und begeisternd, mit „Wow-Effekt“
Höchste Ausführungsqualität
Wenn der Wunsch besteht, an Regatten teilzunehmen, dann soll das Schiff dazu eine Basis mit „Potential“ sein
„Wir sind ein Betrieb mit einer breiten Bootsbaukompetenz, die in ihrer Bandbreite von der traditionell in Klinkerbauweise mit Spanten hergestellten Vollholzjolle, über formverleimte Boote, bis zum unter Vakuum hergestellten Carbon-Sandwich Highspeed-Elektroboot reicht“, stellt Hermann Steiner sen. fest. „Eine Stärke, die uns nicht nur bei Refit-Projekten zum gefragten Partner macht, sondern uns ermöglicht, bei Neubauprojekten Besonderes zu realisieren. Entsprechend unserer Betriebsgröße entstehen Boote in Klein- und Kleinstserien für Kundinnen und Kunden, die Außergewöhnliches wollen“, ergänzt Hermann Steiner jun., der zwischenzeitlich den Familienbetrieb übernommen hat. „Die langjährige, freundschaftliche Zusammenarbeit mit Segel- und Motorbootkonstrukteuren ist dabei ein weiterer wesentlicher Aspekt“.
Lösung: Nach intensiven Diskussionen mit Dr. Robert Mayr – Freund der Familie, Regattasegler und seit über 25 Jahren für die Werft als Segelbootkonstrukteur tätig – kam die Entscheidung, dass die Realisierung einer Neukonstruktion in der Schärenkreuzer-Klasse dem Anforderungsprofil am besten entspricht.
„Wir haben uns für die Neukonstruktion eines 30 m² Schärenkreuzers entschieden“, erklärt Robert Mayr. „Der Riss nach aktuellem Designwissensstand erfüllt die Anforderungen der schwedischen Klassenvorschriften und ist von der schwedischen Schärenkreuzer-Vereinigung SSKF freigegeben. Die SSKF begleitet, zusammen mit dem österreichischen Vermesser Andreas Czerny, die konstruktionskonforme Umsetzung“.
11,3 Meter Länge, schlanke 2,35 Meter Breite sowie 1,55 Meter Tiefgang bei 2,3 Tonnen Gewicht fügen sich maßlich in das Anforderungsprofil. Weitere Anforderungen sind mit dem tiefen, sicheren Cockpit, einem rund 5,5 qm großen, als Liegefläche geeignetem Achterdeck, 2 großen Kojen und zusätzlichen Schlafmöglichkeiten im Vorschiff und unter einer Zeltpersenning im Cockpit erfüllt.
„Segeleigenschaften und Ästhetik stehen beim Schärenkreuzer wohl außer Diskussion“ meint Robert Mayr und ergänzt, dass die 30er Schäre, zusammen mit den 22 und 40 qm Schärenkreuzern, unter den 9 Vermessungsgrößen international die größte Verbreitung haben. „Ein Aspekt, der sich positiv auf die Wertbeständigkeit eines Bootes auswirkt“.
Die Rumpfausführung erfolgt als hochwertige Sandwichkonstruktion unter Verwendung uni- und bidirektionaler Gelege, von Epoxidharz und einem druck- und scherfesten RedCedar-Kern. Für eine „Vollholzoptik“ ist der Rumpf in Mahagoni längsfurniert.
„Die Rumpfschale Nummer 1 ist fertig. Die handwerkliche Ausführung und die Detaillösungen des Ausbaus, die Beschläge und deren Anordnung, sowie das Rigg werden ebenfalls auf diesem Qualitätsniveau erfolgen“, kündigen Vater und Sohn Hermann Steiner an.
„Ein Schiff für Seglerinnen und Segler, die das Besondere suchen; mit einem Faible für Schönes“, sind sich alle Projektbeteiligten einig. Fertigstellung von Baunummer 1 zur Saison 2023.